Unser Verein  wurde in den 60er Jahren als "Avia Club Eupen" in Eupen gegründet. Gründungsmitglieder waren René Lauer, Josef Schreuer, Josef Thönnissen, Willem Sparla und Alfred Gensterblum. In dieser Zeit waren der Avia Club (Modellflug) und der spätere Aero Club (Manntragende Fliegerei) ein Verein. Unsere Wege trennten sich, als der Aero Club später die Möglichkeit hatte, sich am Flugplatz Elsenborn niederzulassen. 2023 wurd der Verein in "Avia Club Ostbelgien" umbenannt.

Die Modellflieger hatten damals keinen festen Flugplatz. So wurde während der Woche Ausschau gehalten, welche Wiesen gemäht wurden. Oft wurde dann Sonntagsmorgens bei einem meist alkoholfreien Frühschoppen im Jägerhof (Kaffee Maus) Kriegsrat gehalten und überlegt, wo an diesem Wochenende am besten geflogen werden könnte. Irgendwo ging immer was. Der Wirt dürfte unsere Treffen wohl kaum vergessen haben: die Flieger hinterließen immer eine größere Anzahl unbrauchbarer Bierdeckel. Nicht wegen eines höheren Getränkekonsums, sondern weil die tollsten Entwürfe auf die Deckel gekrakelt wurden, um sich über unzählige technische Verbesserungen auszutauschen. Mitgenommen wurden nur die wirklich "bahnbrechenden" Skizzen.

Josef Thönnissen trägt seine sensationelle Concorde zum Vorbereitungsplatz. Unmittelbar auf der Startbahn wurden die Motoren gestartet. Beim Landeanflug waren die Zuschauer genau so nervös wie der begabte Pilot.

Eigentlich war der gesamte Eupener Raum vor Flugattacken nicht sicher, aber meistens waren wir im Kirchbend, der "Langen Gasse" (am Weisenhaus) und auf der Monschauer Straße anzutreffen. In der Langen Gasse hatten wir sogar eine Art Vereinbarung mit dem Bauern treffen können und wurden nicht verscheucht. Eine Start- und Landebahn durften wir dort aber nicht mähen, und so ging es immer per Wurfstart in die Luft. Landungen, nach denen das Modell mit laufendem Motor wieder auf seinem Fahrwerk vor uns stand, waren die große Ausnahme und wurden begeistert kommentiert. Nun ja, die meisten hatten sowieso kein Fahrwerk, wozu auch, wir wollten fliegen und nicht rollen.

Unser Erscheinen im Kirchbend war nicht immer unproblematisch, es gab den einen oder anderen Anlieger. Schalldämpfer waren als Fehlinvestition verpönt. Ich erinnere mich an die Bemerkung meines späteren Lehrmeisters "wenn Ihr mit den sch.. Dingern da fliegt ist es mit meinem Mittagsschläfchen wieder Essig." Naja, war nur sein ganz persönlicher Standpunkt. Wir vergönnten uns prima im Kirchbend.

Ein besonderes Schmuckstück im Club war die Boing 737 von Hermann Braibant. Turbinen waren noch nicht zu haben, deshalb war an jedem Triebwerk ein Verbrennungsmotor mit Propeller montiert - hier wegen des schönen Fotos natürlich ohne Propeller. So ein Start war etwas ganz besonderes und erforderte neben der vollen Konzentration des Piloten auch die Hilfe von anderen Mitgliedern.

In den späten 60er und 70er Jahren waren da auch noch die tollen Ausstellungen "bei der Maus". Im Hochzeits-Sälchen gab es genügend Tische um alle Prachtstücke dem interessierten Publikum zu präsentieren. Als Krönung war es sogar möglich auf der gegenüber liegenden Wiese das eine oder andere Modell vorzuführen. Spektakuläre Szenen wurden meines Wissens dort aber nicht geboten, es gab nämlich keine Abstürze. Die Austellungen bei der Maus waren für uns (damals kleinere Kinder als wir heute sind) immer ein aufregendes Wochenende; für unsere Eltern auch, wenn sie den Preis der Spielsachen aus den neu erstandenen Katalogen erfuhren.

Zu dieser Zeit waren auch noch Schiffs- und Auto-Modellbauer im Club anzutreffen. Boote wurden in der Unterstatt "beim Bosten" auf der Weser oder auf einem Teich an "der Schruekull" fahren gelassen. Mit den Autos war es da schon etwas schwieriger. Der eine oder andere Schulhof musste heimlich dafür herhalten. Unbestrittener Spitzenreiter waren dafür die Straßen in der neu entstehenden Industriezone von Welkenraedt.